Guten Morgen, liebe Gemeinde, zu der Andacht am 3. Sonntag nach Ostern, dem Sonntag Jubilate, begrüße ich Sie und Euch sehr herzlich.
Am Sonntag Jubilate werden wir dazu ermutigt, am rechten Weinstock zu bleiben, der Christus ist. Durch Jesu Auferstehung haben wir Teil an der neuen Schöpfung, die schon jetzt anbricht und bei seinem Kommen vollends heraufgeführt wird.
Als Wochenpsalm sprechen wir Psalm 63, EG 729.
Wir singen das Lied EG 432, 1-3: Gott gab uns Atem:
Andacht zu Johannes-Evangelium, Kapitel 15, Verse 1 – 8:
1 »Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weinbauer. 2 Jede Rebe an mir, die nicht Frucht trägt, schneidet er ab; eine Rebe aber, die Frucht trägt, schneidet er zurück; so reinigt er sie, damit sie noch mehr Frucht hervorbringt. 3 Ihr seid schon rein; ihr seid es aufgrund des Wortes, das ich euch verkündet habe. 4 Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben. Eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Frucht hervorbringen; sie muss am Weinstock bleiben. Genauso wenig könnt ihr Frucht hervorbringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wenn jemand nicht in mir bleibt, geht es ihm wie der unfruchtbaren Rebe: Er wird weggeworfen und verdorrt. Die verdorrten Reben werden zusammengelesen und ins Feuer geworfen, wo sie verbrennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, könnt ihr bitten, um was ihr wollt: Eure Bitte wird erfüllt werden. 8 Dadurch, dass ihr reiche Frucht tragt und euch als meine Jünger erweist, wird die Herrlichkeit meines Vaters offenbart.«
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium will Mut zum Bleiben machen, zum Miteinander verbunden bleiben. Aber in der gegenwärtigen Situation ist das wegen der Corona-Epidemie nicht einfach. Im Gegenteil, wir sollen immer noch nach Möglichkeit zu Hause bleiben, mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Auch die Gesichtsmasken trennen uns mehr, als dass sie uns miteinander verbinden. Und nun dieser Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium: „Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben“. Das klingt wie eine Durchhalteparole: „Haltet diese äußere Trennung aus und durch. Es wird wieder Zeiten geben, da werden wir wieder mit den Menschen zusammenbleiben können, die uns wichtig sind und denen wir wichtig und lieb ist.
Als dieser Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium geschrieben wurde, hatte die Gemeinde es wirklich nötig, Durchhalteparolen auszugeben. Die noch junge Gemeinde wurde von allen Seiten bedrängt. In dieser Zeit besann sich der Evangelist Johannes darauf, was Jesus einmal gesagt hatte: Jesus hatte sich und seine Anhänger mit dem Weinstock und den Reben verglichen. Damals und auch noch heute wuchsen und wachsen ja überall in Israel Weinstöcke. Jesus nahm also diesen Vergleich aus dem täglichen Leben auf. Es ist eine Stärke von Jesus, dass er gewichtige Sachverhalte an einfachen, alltäglichen Dingen darstellen konnte: „Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Reben!“ Damit drückte er eine ganz innige und ganz starke Zusammengehörigkeit aus. Aber noch etwas Anderes will Jesus mit diesem Bild sagen: Genauso wie die Rebe vom Weinstock versorgt wird, also Kraft und ihr Leben davon bekommt, genauso bekommt die christliche Gemeinde von Jesus ihre Kraft, auch in schwierigen Zeiten. Und wenn die Rebe am Weinstock bleibt, dann kann sie wachsen und Frucht bringen. Natürlich gilt das, und das ist jedermann sofort einsichtig, natürlich gilt diese Kraftzufuhr nur so lange, wie die Rebe am Weinstock bleibt. Wenn sie nicht mehr am Weinstock hängt, dann geht sie ein, verkümmert und verdorrt. Dieses Bild ist also ganz klar und deutlich: Nur, wenn wir in der Nähe Jesu bleiben, können wir als Christen wachsen und Frucht bringen. Diesen Sachverhalt begründet Jesus mit dem Satz: „ denn ohne mich könnt Ihr nichts tun?“
Stimmt das denn? Meinen nicht viele: Man kann doch auch ohne Kirche Christ sein. Man kann auch ohne Gottesdienst Christ bleiben. Wir lassen uns solch einen Satz eigentlich nicht gern gefallen. Er leugnet unsere Unabhängigkeit und unsere immer wieder beschworene Mündigkeit. Dieser Satz ist gegen die eigene Überheblichkeit gerichtet, gegen das eigene übersteigerte Selbstbewusstsein. Deshalb begehren wir bei solch einem Satz wohl auch auf: „Das wollen wir doch erstmal sehen, ob wir so begrenzt sind in unseren eigenen Möglichkeiten und Kräften. Das wollen wir doch erst einmal sehen, ob wir ohne Christus nichts können“. Aber dann merken wir doch manchmal sehr schnell: Wir machen die Erfahrung, dass unsere Bemühungen Grenzen haben. Menschen können und sollen nicht alles tun. Wo Menschen versuchen, alles zu können, greifen sie nach den Sternen und verlieren schnell die Bodenhaftung. Unsere Fähigkeiten sind begrenzt. Unsere Möglichkeiten reichen nicht ins Unermessliche. Plötzlich geschieht etwas, mit dem wir nicht gerechnet haben, plötzlich bricht eine Pandemie aus, die wir nur schwer beherrschen können.
Umgekehrt gilt aber auch: Nicht alles, was uns möglich ist, bringt uns wirklich weiter. Nicht alles, was machbar ist, ist für den Menschen nützlich und gut. Keiner kann von sich behaupten: „Was ich bin und habe, verdanke ich einzig und allein mir selbst.“ Tatsache ist vielmehr, dass Vieles in unserem Leben ohne unser Wollen und Vollbringen geschieht, dass Vieles Geschenk ist. Es liegt eben nicht alles in unserer Hand.
Aber es kann für uns sehr beruhigend sein zu wissen, dass wir Menschen nicht allein unser Schicksal bestimmen, sondern dass unser Leben in Gottes Hand bleibt. Vielleicht haben Sie ja diese Erfahrung an verschiedenen Punkten Ihres Lebens auch bereits gemacht? Diese enge Beziehung zwischen Weinstock und Rebe ist für unser Leben wichtig. Wir brauchen Jesus, den Weinstock, an dem wir hängen, mit dem wir verbunden sind. Jesus Christus spricht: „Ich bin der Weinstock. Ihr seid sie Reben“. Ein Weinstock entsteht ja nicht so, dass die Reben zusammenkommen und den Beschluss fassen, wir wollen gemeinsame Sache machen und uns zu einem Weinstock zusammenschließen. Die Reben sind nicht aus eigener Kraft oder eigenem Entschluss zu Reben geworden. Der Weinstock wurde gepflanzt. Der Weinstock brachte die Reben hervor. Die Reben wuchsen. Eine Rebe ist nicht ohne den Weinstock. Die Rebe muss am Weinstock bleiben, damit sie Frucht bringt. Mit dem Bleiben wird ein sehr enges Verhältnis beschrieben. Dieses enge Verhältnis ist sicher nicht von Anfang immer so da. Es ist etwas Gewachsenes. Auch wir sind in dieses Verhältnis zu Jesus hineingewachsen. Durch unsere Eltern oder durch andere Verwandte oder Freunde oder durch den Konfirmandenunterricht sind wir in die christliche Gemeinde hineingewachsen. Irgendwann stellt sich dann vielleicht mal die Frage: Bleiben oder Weggehen? Wachsen oder Verdorren? Für viele Menschen ist die Gemeinde zu einer Bleibe geworden. Sie wollen in der Nähe von Jesus bleiben, zu ihm Verbindung halten, sich nicht abbringen lassen von seiner Nähe. Trotz aller Widerstände, trotz allen schlechten Erfahrungen mit der Kirche, trotz allen persönlichen Schicksalsschlägen bleiben sie in dieser Gemeinschaft mit Jesus, in seiner Nähe. Daraus ziehen sie ihre Kraft, auch und besonders in dieser Zeit, die allen viel abverlangt. Bleiben Sie am Weinstock Christus und bleiben Sie behütet! Amen.
Abkündigungen:
Es ist noch bekanntzugeben:
Der Konfirmanden-Elternabend am Donnerstag, 7. Mai wird auf einen Termin nach den Sommerferien verschoben. Und auch der Beginn des Konfirmandenunterrichts, der für Freitag, 8. Mai geplant war, wird auf einen Termin nach den Sommerferien verschoben. Beide Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben.
Die Veranstaltung: „Leben in der Mongolei“ der Initiative „Kultur in der Dettumer Pastorendiele“ am Donnerstag, 14. Mai wird abgesagt.
Der Kirchenvorstand der Martin-Luther Gemeinde Dettum bittet um freundliche Beachtung.